Tag des Wassers

Heute hatte ich immer wieder den Satz im Kopf „Water cross the way „. Schon seit Tagen, aber vor allem heute, sind Bäche immer wieder mitten über oder neben dem Weg geflossen. Die Spanier lassen sich da einiges einfallen, damit die Pilger keine nassen Füße bekommen. Meist sind die Lösung intelligent gelegte Steine.

Schau selbst!

Hier geht es rechts über den dicken Stein

Relativ am Anfang sind wir durch einen Ort gekommen, der Caldas de Reis heißt. Schon die Römer, mit ihrer Liebe zum Baden, waren von diesem Ort ganz begeistert . Dort gibt es Thermalquellen.

Vielleicht sieht man es auf dem Bild nicht so gut, aber das Wasser dampft, weil es heiss ist. Ich habe es auch probiert. Es schmeckt weich und ein bisschen nach Pup. In dem Pilgerführer stand, man könnte hier seine Wasservorräte auffüllen. Das habe ich dann doch nach der ersten Verkostung gelassen 😂

Habe ich dir schon von meiner Begeisterung erzählt, was die Eukalyptusbäume angeht? Dieser Geruch, diese Ausstrahlung? Ok, ich habe schon. Aber was ich dir noch nicht erzählt habe, ist ihre ganz besondere Begabung. Das ist nämlich so: Ganz oft habe ich die Filmmusik von 9 1/2 Wochen im Kopf. Ich meine diese sexy Szene, wo Kim Basinger auf diesem Stuhl sich so nett rekelt. Kennst du die? Ok, ich schweife ab. Also, zurück zu den Eukalyptusbäumen. Sie lassen ihre Rinde in Streifen fallen und machen sich regelrecht nackig. Ich habe dann immer diese Melodie im Kopf. Es ist wie ein Striptease. Ich könnte mich jedes Mal beömmeln.

Und das hier ist auch eine ganz lustige und alltägliche Szene. Kannst du erraten, um was es geht?

Genau, Carsten wartet und beschützt meinen Rucksack. Und ich verschwinde in die Büsche. Erstaunlich, dass man überhaupt noch pinkeln muss, wo man doch so dolle schwitzt.

Und jetzt erzähle ich dir noch von meinem Lieblingsanschnitt heute.

Wir sind relativ lange durch einen wunderschönen Wald gelaufen. Dort wuchsen ganz viele Eichen und Farn. Der Wald bildete regelrecht einen Tunnel. Die Atmosphäre war irgendwie sanft und friedlich. Es war ein bisschen, wie bei “ Herr der Ringe“. Die Hobbits, die zunächst ganz unschuldig, ohne jede Bedrohung in dieser zauberhaften Natur lebten. So fühlte ich mich. Ganz frei von Angst, so dass ich alles genießen konnte. Keine wilden Tiere, keine Wegelagerer oder Orks. Nur Schmetterlinge, Eidechsen, Vögel und Pilger. Selbstverständlich ist das nicht! Da gab es bestimmt in der Vergangenheit auch andere Zeiten.Dieser Weg ist ja schön sehr sehr alt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es damals so ungefährlich war, ihn zu gehen.

Die Landschaft ist zwischendurch so zauberhaft schön. ❤️ Die schönen Strecken überwiegen eindeutig.

Inzwischen sind wirklich viele Pilger unterwegs. Anfangs waren es sehr viele deutsche. Jetzt sind es mindestens noch mal so viele Spanier, Italiener, Amerikaner…

Manchmal ist es ein wenig zu viel. Es kommt vor, dass wir ganz allein unterwegs sind. Und dann drehe ich mich um, und plötzlich sind ganz viele Pilger hinter uns. Alle natürlich in eine Richtung laufend.

Santiago kommt immer näher. Wer die letzten 100 km zu Fuß läuft und das mit zwei Stempeln täglich beweißt, dem werden in Santiago alle Sünden vergeben. Wenn das keine Motivation ist. 😇

So sieht mein Pilgerausweis inzwischen aus.

Kannst du Berge im Hintergrund erkennen?

Und überall wird Wein und Gemüse angebaut.

Wir sind auch heute wieder so lange gelaufen, wie wir Lust hatten und das waren schon wieder 21km. Theoretisch könnten wir morgen , also Sonntag in Santiago ankommen, also die 25 km durchlaufen. Das wollen wir aber nicht. Dann wären wir einfach viel zu früh dort. Geplant war ja Dienstag. Jetzt teilen wir die restlichen Kilometer in zwei Teile und haben Montag unseren großen Tag 😄Wir haben heute eine zusätzliche Nacht in Santiago gebucht.

Der weitere Weg, der in die Stadt führt, verläuft über den Fluss Ulla.

Auf der anderen Seite der Brücke steht eine große Fabrik. Dort wird die hier bekannte Leche condensade – gezuckerte Kondensmilch hergestellt. tel.

Eine kleine leckere Sünde: Café Bombon. Das ist diese gezuckerte Milch mit Espresso drauf. 😋 Schmeckt wie ein Nachtisch

Jetzt sind wir in Padrõn.

Kommt dir der Name bekannt vor? Die Pimientos de Padrõn ( die grünen gerösteten Paprilaschoten) haben hier ihren Ursprung. Das ich je durch diesen Ort laufen würde, geschweige denn, dort schlafen, hätte ich nie gedacht. Die kleinen grünen Schoten sind wirklich lecker.

Dieser Ort, wie sollte es anders sein, ist schon ewig alt. Der Jakobuslegende nach, wurde an dem Stein Pedrõn das Boot des Apostels befestigt, dass mit seinen sterblichen Resten im 1. Jahrhundert von Jaffa ( Palästina) kam. Anschließend wurde der Leichnam des Heiligen Jakobus mit einem Ochsenkarren nach Santiago gebracht.

Dummerweise habe ich vergessen, die Jakobuskirche zu fotografieren.

Dafür zeige ich dir hier das ehemalige Karmeliterkloster aus dem Jahr 1752.

Es liegt über der Altstadt und bietet eine herrliche Aussicht über die Altstadt. Heute wohnen hier Dominikanermönche.

Es gibt hier eine Promenade mit Platanen gesäumt, an der jeden Sonntag Markt ist. Dort werden Waren jeglicher Art angeboten. Backwaren, Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Blumen, Kleidung, Schuhe und vieles mehr. Und das, seit dem Mittelalter! Sie heißt O Epsolón und wurde im 19. Jahrhundert angelegt. Mich beeindruckt dieser Gedanke, dass schon im Mittelalter hier Waren angeboten wurden und das so lange an einer Tradition festgehalten wird.

2 Gedanken zu „Tag des Wassers“

  1. Guten Morgen Ihr Zwei…💋💋 jetzt ist die abenteuerliche Zeit bald vorbei..wie schnell die Zeit vergeht…😍😍 es wird Euch fehlen, der Alltag ist ja nicht so „bewegt“… aber ich denke Wanderungen in den Grössenordnungen werden wohl in Zukunft zu Eurer Freizeitbeschäftigung gehören..🤪🤪 geniesst die letzten Kilometer..❤❤ Ach ja, ich möchte mich noch herzlich bedanken für die wunderschönen Berichte und Fotos, so könnte ich teilhaben..Sie sind es wert in ein Buch gefasst zu werden…💋💋💋💋💋💋💋💋

    1. Liebe Mama, deine täglichen Kommentare taten mir immer richtig gut. So eine Mama ❤️ist eben durch nichts zu ersetzten. Heute werde ich mit meinem Schlumpfcape laufen. So habe ich es wenigstens nicht die ganzen Kilometer umsonst getragen. 💋💋💋❤️

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